Ein halbes Jahr ist es nun schon her, dass ich meine Weiterbildung zum Dipl. Kommunikationdesigner mit Vertiefungsrichtung Interaction Design an der Schule für Gestaltung Bern und Biel abgeschlossen habe. Zeit, meine Eindrücke und Erfahrungen zusammenzufassen und einen Einblick in dieses vielseitige HF Interaction Design Studium zu geben.
Inhalte in diesem Beitrag
Interaction Design was?
Zu allererst, was ist eigentlich Interaction Design? Die SfGB:B fasst es wie folgt schön zusammen:
Ein interdisziplinäres Fachgebiet, das die Bereiche User Interface und User Experience Design miteinander verbindet und dabei den Schwerpunkt auf der Gestaltung von Interaktionen mit komplexen digitalen Produkten, Anwendungen und Services legt.
Aufgebaut ist der Studiengang als berufsbegleitendes Angebot. Das heisst, Freitags ist ganztägig und Samstags am Vormittag Unterricht. Daneben genügend Zeit, einer beruflichen Tätigkeit in einem studiennahen Bereich nachzugehen. Für mich als Screendesigner und Frontend-Entwickler ein ideales Studium also und mit meiner Tätigkeit bei comotive gut vereinbar.
Die Kernkompetenzen des Studiums liegen in den Bereichen Konzeption, Design und Interaktivität. Diese Fächer zogen sich als roter Faden durch die ganzen drei Jahre durch. Sie boten sowohl viel theoretischen Input von Expert:innen aber auch viel Raum für praktische Anwendung in verschiedensten Arbeiten und Projektwochen.
Dabei wurde das Thema Interaktivität keineswegs nur im Bezug auf digitale Projekte am Screen, sondern auf allen möglichen Ebenen beleuchtet und angegangen. Sei es das Basteln von Prototypen in einem Exkurs ins Produktdesign. Oder das Erstellen von eigenen Instrumenten mithilfe von alltäglichen Gegenständen und einem Microcomputer, um damit zu musizieren, war alles mit dabei. Ganz allgemein herrschte während den Semestern eine starke Hands-On-Mentalität. Entdecken und einfach mal Dinge ausprobieren, für die im normalen Arbeitsalltag vielleicht nicht die Kapazitäten zur Verfügung stehen. Das war ausdrücklich erwünscht.
Metakompetenzen Interaction Design
In den Fachbereichen Kreativität sowie Technologie und Coding wurden weitere Metakompetenzen aufbauend auf die Kernkompetenzen vermittelt. Von Ideation über Kunst- und Kulturdesign bis hin zu Frontend Development war hier alles mit dabei. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Exkursionen in die Vitra-Erlebniswelt. Oder in das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe. Bei beiden standen spannende Eindrücke in Interiordesign und räumlicher Gestaltung im Vordergrund.
Zu diesen Hauptfächern kamen unzählige ergänzende Fächer dazu, die sich über die drei Jahre verteilten. Vom Projektmanagement, Marketing und Brand Communication bis hin zum Visual Storytelling war alles mit dabei. Auch das Durchführen von Präsentationen und Pitches stellte eine wiederkehrende Sache dar. Das bereitete nicht nur gut auf die Diplompräsentation vor, sondern vermittelte auch wertvolle Skills für den Berufsalltag.
Highlight: White Cubes
Neben den regulären Unterrichtseinheiten standen auch regelmässige White Cubes auf dem Programm. Diese dauerten von einem bis mehrere Tage und behandelten allerlei unterschiedliche Themen wie Creative Coding, VR & AR-Erlebnisse oder das Experimentieren mit verschiedenen No-Code-Tools. Ganz speziell in Erinnerung geblieben ist mir allerdings der White Cube zum Thema Accessibility. Das besondere dabei war, dass einer der Dozenten durch seine angeborene Blindheit direkt betroffen ist und uns so sehr viele konkrete Beispiele aus seinem Alltag zeigen konnte. Wo, dass alles Barrieren auftauchen können, mit denen man als nicht direkt betroffene Person im ersten Moment vielleicht gar nicht rechnet. Sei es das Kaufen eines ÖV-Tickets oder das Einkaufen im Online-Supermarkt. Dort gab der Screenreader durch eine ungenügende Strukturierung der Seite ein totales Durcheinander von sich. Das effiziente Nutzen des Dienstes wurde so fast unmöglich gemacht.
Äusserst spannend war auch das Thema Gaming und Barrierefreiheit. Mit The Last Of Us Part II stand dabei ein Spiel im Fokus, das beim Thema Accessibility sehr vorbildlich umgesetzt wurde. Schier unendliche Einstellungsmöglichkeiten für alle möglichen Arten von individuellen Bedürfnisse der Spieler:innen. Ob Farbenblindheit, motorische Einschränkungen, Optionen um visuelle Hinweise auch in Audioform ausgeben zu können. Oder einfach nur eine fein justierbare Schwierigkeitsstufe von unterschiedlichen Gegnertypen. Von guter Barrierefreiheit profitieren letztendlich alle.
Ein weiteres Highlight war die Studienreise nach Berlin. Gemeinsam mit zwei Dozenten, beides waschechte Berliner, ging es für eine Woche in die deutsche Hauptstadt. Thema: “Design for Good”. Nebst Coworking-Vibe, vielseitiger Agenturluft schnuppern, Berlin-Sightseeing und bei trendigen Popup-Bars gemeinsame Sonnenuntergänge erleben, stellte der Besuch des Impact Hub Berlin ein sehr inspirierendes Erlebnis dar. Am frisch umgebauten Standort konnten wir ein spannendes Gespräch mit dem Space Experience Lead führen. Dabei erhielten wir einen Einblick zu verschiedenen Themen wie New Work, Circular Economy und Sustainable Development Goals.
Vorteile eines berufsbegleitenden Studiums
Der grösste Vorteil dieses berufsbegleitenden Studiums HF Interaction Design war auf jeden Fall der hohe Grad an Praxisbezug. Die Dozent:innen kommen alle direkt aus der Branche und können so nicht nur theoretischen Input, sondern auch echte Erfahrungswerte und Einblicke vermitteln. Der Mix aus Theorie und praktischer Anwendung in Form von Workshops und Übungen, förderte das Lernen auf mehreren Ebenen. Ich konnte so viele erlernte Dinge bereits während des Studiums direkt in meiner täglichen Arbeit anwenden. Sowohl für uns als Agentur aber auch für unsere Kund:innen ein echter Mehrwert.
Die drei Jahre vergingen wie im Flug und letzten Frühling stand mit der Diplomarbeit die letzte intensive Phase an. In dieser konnten die erlernten Dinge nochmal an einem eigens gewählten Projekt angewendet und unter Beweis gestellt werden. Durch die tatkräftige Unterstützung in Form von Inputs durch drei Expert:innen aus den Tätigkeitsbereichen Konzeption, Design und Interaktivität als Sparing-Partner:in, fühlte man sich jederzeit gut betreut. Und obwohl in dieser Zeit bereits kein regulärer Unterricht mehr stattfand, war der Austausch mit den Komilition:innen bei gemeinsamen Coworking-Sessions wichtig und eine wertvolle Hilfe. Zusammen ein gleiches Ziel vor Augen zu haben und sich gegenseitig anzuspornen, hilft enorm.
Schlussfazit
Dieses Ziel wurde von der ganzen Klasse mit Bravour erreicht. Im Juni konnten im Rahmen einer feierlichen Zeremonie die ersehnten Diplome entgegen genommen und in den Händen gehalten werden. Ganz besonders stolz bin ich, dass ich nebst dem HF-Diplom auch noch den SIMD-Preis 2024 für den besten Diplomabschluss Interaction Design HF erhalten durfte! 🥳
Ich kann dieses HF Interaction Design Studium absolut weiterempfehlen! Weitere Informationen und die Möglichkeit, sich für einen Infoanlass anzumelden, findest du auf der Website von der SfG BB:
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